In der Welt der Sammelkarten existiert leider eine große Menge an gefälschten Karten unterschiedlicher Qualität. Manche sind auf den ersten Blick zu erkennen, aber mit dem Fortschritt der Technik werden auch die Fakes immer besser.
Wir möchten euch hier einen Überblick über häufige Magic-Fakes geben, und Methoden, um diese zu erkennen.
Das Problem: Fakes existieren – wie erkennt man sie?
Es existiert eine große Menge an Testverfahren, um die Echtheit von Magickarten zu bestimmen. Die Verfahren unterscheiden sich stark in Hinsicht auf ihre Zuverlässigkeit und den benötigten Aufwand. Einige Tests schaden den Karten oder zerstören sie sogar ganz, weshalb sie nicht zu empfehlen sind. Wir führen sie hier dennoch der Vollständigkeit halber auf.
Wir schreiben es lieber noch einmal deutlich – alles, was ihr mit euren Karten oder den Karten anderer Spieler macht, liegt in eurer Verantwortung. Unser Artikel soll der Information dienen und euch einen Überblick über das Thema ‚gefälschte Karten‘ geben. Für eventuelle Schäden an Karten durch Testverfahren können wir keine Verantwortung übernehmen.
Sinnvoll ist es generell, die fragliche Karte mit anderen Karten aus der gleichen Edition zu vergleichen, zum Beispiel mit Basic Lands, wertlosen Commons oder im Idealfall mit der gleichen Karte.
Übrigens können nicht nur teure Karten Fakes sein: auch wertlose Karten werden teils im großen Stil gefälscht mit dem Ziel, durch die Masse an Fakes Profit zu erzeugen. Teilweise werden sie online als ‚Proxies‘ angeboten und vermarktet. Die wenigsten Spieler nehmen geringwertige Karten genauer unter die Lupe, so dass schwer zu sagen ist, wie viele dieser Fakes im Umlauf sind.
Ein kleiner Exkurs: Rebacks
Bei sogenannten Rebacks wurde der Kartenrücken einer Karte durch einen anderen ersetzt.
Die Rückseite der Karte, die rebacked werden soll, wird in der Regel abgeschliffen, genauso wie die Vorderseite der zukünftigen Kartenrücken-Ersatzkarte. Dann werden beide Hälften mit Kleber zusammengefügt.
Ganz am Anfang, als es noch keine Kartenhüllen gab, wendeten einige Spieler diese Technik an, um ihre abgenutzten Karten, die sonst als markiert gegolten hätten, mit einem neuen unbeschädigten Kartenrücken weiter spielen zu dürfen.
Betroffen sind vor allem die Editionen Alpha, Beta, Unlimited, International Edition, Collector’s Edition, Arabian Nights, Antiquities und Legends.
Wie könnt ihr Rebacks erkennen?
Manche schlecht gemachten Rebacks sind sofort erkennbar, aber es gibt auch Rebacks, die richtiggehend professionell hergestellt wurden und einer eingehenden Prüfung mit verschiedenen Methoden bedürfen.
Relativ kostengünstig und einfach anzuwenden ist eine Feinwaage: ein Kartengewicht von unter 1,70 g oder über 1,80 g kann auf ein Reback hinweisen. Der Kleber macht in vielen Fällen die Karte schwerer, als sie im Original sein dürfte. Ein normales Gewicht schließt ein Reback jedoch nicht aus.
Auch die Dicke der Karte kann einen Hinweis geben, genauso wie Karten, bei denen Vorder- und Rückseite unterschiedliche Abnutzungsgrade aufweisen. Mit einer Lupe könnt ihr außerdem die Ränder in Augenschein nehmen und auf ungewöhnliche Schnittspuren, Kleber oder sich aufspaltende Schichten prüfen.
Unterschiede zwischen US- und EU-Prints
Für Irritationen sorgt häufig das Phänomen unterschiedlicher Herkunftsländer. Hier in Deutschland kommen die meisten Magic-Karten aus belgischer Produktion, aber z.B. Bundles enthalten Karten, die in den USA gedruckt wurden. Tatsächlich sehen beide Versionen unterschiedlich aus: das Foil-Layer, die Farben und das Papier unterscheiden sich, obwohl beides originale Magic-Produkte sind.
Offizielle Infos zu diesen Unterschieden gibt es unseres Wissens nicht, aber im Internet gibt es verschiedene Communities, die das Thema immer wieder aufgreifen und Fotobeispiele teilen.
Wir haben diesen Blogpost im Juli 24 editiert, um eine weitere Besonderheit aufzunehmen: die sogenannte Alternate Fourth Edition ist eine inoffizielle Druckauflage, die ungeplant den Weg in die Öffentlichkeit fand und bis heute gesammelt wird. Insgesamt besitzen diese Karten im Vergleich zu regulären Magic-Karten eine glänzendere Oberfläche und sie sind aus dickerem Karton gefertigt. Die spezifischeren Merkmale umfassen eine fehlende Reaktion auf UV-Licht, ein anderes Druckraster und Besonderheiten des Kartenrückens. Mehr Infos und Beispielbilder findet ihr in unserem Post zur Alternate 4th Edition.
Der Aufbau und die Eigenschaften echter Magickarten und Testverfahren zum Erkennen von Fakes
Dicke und Haptik der Karte
Bei besonders schlechten Fakes oder Rebacks reicht es aus, sie einfach in die Hand zu nehmen. Zu dick und unflexibel, zu dünn und labbrig – je nach verwendetem Cardstock wird man spüren, dass sich die Karte komplett anders anfühlt als man es gewohnt ist. Magickarten sind ca. 0,30 mm dick, was man mit speziellen Präzisionswerkzeugen messen kann. Die Oberfläche fühlt sich je nach Edition eher rau oder glatt an. Hier empfiehlt es sich sehr, die fragliche Karte mit Karten aus der gleichen Edition zu vergleichen. Die meisten Magickarten, mit Ausnahme von From the Vault-Foils, sind nicht so hochglänzend wie z. B. Pokerkarten.
Green Dot
Empfehlenswert ist der ‚Green Dot‘-Test, da er den Karten nicht schadet und mit geringem Aufwand überall durchgeführt werden kann. Ihr braucht nur eine Lupe und gutes Licht.
Schaut den grünen Punkt auf der Rückseite der Karte unter der Lupe an: bei echten Magic-Karten seht ihr 4 rote Punkte, die eine „L“-Form bilden. Je nach Edition kann dieses Muster mehr oder weniger gut sichtbar sein. Auf Fakes sind häufig keine oder sehr viele zufällig angeordnete Punkte zu finden.
Bei Rebacks hilft dieser Test jedoch nicht, da diese ja Original-Kartenrückseiten besitzen. Bei Karten der Alternate 4th Edition entsteht durch die abweichende Drucktechnik ein anderes Muster und es bildet sich kein ‚L‘.
Gewicht
Mit einer Feinwaage lässt sich einfach und schnell das Gewicht einer Karte feststellen. Echte Magickarten liegen überwiegend im Bereich von 1,7-1,8g. Dieser Wert gilt allerdings nur für Non-Foils – für Foils ist Wiegen kein aussagekräftiger Test.
Gründe für Abweichungen können sein:
- bei zweifelsfrei echten Karten: Beschädigungen, wie z. B. ein Wasserschaden, können das Gewicht einer Karte verändern.
- Fälscher verwenden anderen Cardstock, der schwerer oder leichter sein kann als der Originalkarton von Wizards
- es handelt sich um ein Reback: der Kleber fügt oft signifikant mehr Gewicht hinzu
Druckqualität: CMYK Rosettenmuster und Overprinting
Schichten aus einzelnen Farbpunkten (CMYK: Cyan, Magenta, Yellow, Key=schwarz) ergeben beim CMYK-Druckverfahren das fertige Motiv. Die Punkte sind in gleichmäßigen, nicht verschwommenen Rosetten angeordnet. Bei vielen Fakes sieht man kein solches Druckraster, wobei unserer Erfahrung nach neuere Fakes immer besser darin werden, das Raster nachzuahmen.
Auch die generelle Farbgebung kann bei Fakes beeinträchtigt sein, jedoch können Verfärbungen auch bei echten Karten durch Lichteinwirkung und andere Einflüsse auftreten. Bei dieser Rugged Prairie hat die rechte Seite der Textbox einen deutlichen Gelbstich:
Als letztes werden in einem anderen Druckverfahren Schrift, Kartenrahmen und weitere Umrandungen gedruckt: dies ergibt scharfe Kanten am Kartenrahmen, den Rändern um die Manapunkte und den Editionssymbolen. Die Schrift muss eine Schicht ‚über‘ dem Hintergrund gedruckt sein, nicht auf der gleichen Ebene. Bei vielen Fakes sind diese Kantenlinien blass, verschwommen oder unscharf.
Die schwarze Umrandung ist durchgängig schwarz. Viele Fakes haben hier ein gepunktetes Muster.
Blue Layer
Echte Magickarten sind aus mehreren Schichten aufgebaut: von außen nach innen bestehen sie aus Top Coating, Base Coating, Base Paper, Blue Glue Layer, und dann wieder Base Paper, Base Coating und Top Coating.
Bei den allermeisten Karten befindet sich, wie ihr hier seht, im Inneren eine dünne blaue Schicht, die mit einer Lupe auch an der Schnittkante des Kartenrands zu sehen ist. Zendikar Rising Expedition Karten allerdings haben, wenn sie in Japan gedruckt wurden, eine violette Schicht, und manche Karten aus Ice Age wurden mit einer schwarzen Schicht hergestellt.
Wir haben für euch ein Basic Land in die Mangel genommen und die blaue Schicht freigelegt:
Lichttest
Man blickt auf die Rückseite der Karte und durchleuchtet sie von vorne. Echte Magickarten sind zu einem gewissen Grad lichtdurchlässig. Wenn überhaupt kein Licht durch die Karte geht, ist ziemlich sicher etwas faul. Man sollte den Text durch die Karte allerdings auch nicht klar lesen können.
Bei unserem Beispiel geht durch die gefälschte Cavern of Souls weniger als beim originalen Äquivalent – vergleichen innerhalb einer Edition ist also wichtig!
Achtung – eine Lichtquelle, die starke Hitze abgibt, kann der Karte schaden. Für unsere Fotos haben wir die Taschenlampenfunktion des Handys genutzt.
Schwarzlicht
Echte Magic-Karten leuchten, mit Ausnahme der Alternate 4th Edition, unter Schwarzlicht. Eine UV-Lampe kann vor allem praktisch sein, wenn man sich einen Überblick über eine größere Menge an Karten verschaffen will.
Bei der Cavern aus Avacyn Restored sieht man zwischen dem linken Fake und der rechten Originalkarte kaum einen Unterschied, daher sollte man sich nicht auf diesen Test verlassen. Er ist aber sehr nützlich, um Alternate 4th Karten in einer großen Kartenmenge zu finden.
Verhalten beim Bend-Test
Magic-Karten sind recht robust und können normalerweise in eine U-Form gebogen werden, ohne Knicke oder Falten zu bekommen, während viele Fakes und Rebacks dieser Belastung nicht standhalten. Allerdings leidet die Karte, je öfter man sie biegt, und früher oder später werden auch echte Magickarten dadurch beschädigt.
Da dieser Test der Karte schaden kann und es sehr viele Fakes gibt, die den Test bestehen, ist er nicht empfehlenswert, schon gleich nicht für Foils.
In unserem Beispiel seht ihr eine originale MtG-Karte und eine gefälschte Wooded Foothills, bei denen der Test normal ausfällt:
Wassertest
Magickarten haben eine gewisse Resistenz gegen Wasser und halten in der Regel einen Wassertropfen auf der Kartenoberfläche aus, ohne sich zu verändern. Bei Fakes, die mit schlechter Tinte gedruckt wurden, verschwimmt der Druck oder löst sich auf. Manchmal saugt sich auch das Wasser in die Kartenoberfläche.
Allerdings gibt es mittlerweile viele Fakes, die bei diesem Test keine Auffälligkeiten zeigen. Der Test ist also nicht zuverlässig und kann außerdem die Karte beschädigen, weswegen er nicht empfehlenswert ist.
Allgemeines
Generell gilt, wie bei anderen Produkten auch: extreme ‚Schnäppchen‘ können ein Warnzeichen sein. Wenn ein ‚neues original versiegeltes Collector-Display‘ für 5€ angeboten wird, es sich nicht nachvollziehen lässt wer der Verkäufer ist und ob man zur Not eine Erstattung erhält, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass mit dem Produkt etwas nicht stimmt oder gar nichts versendet wird. Lieber den Händler des Vertrauens unterstützen und nicht auf Plattformen kaufen, die berüchtigt für Plagiate und Billigwaren aller Art sind.
Games Island erhält Magic: The Gathering-Produkte direkt von Wizards of the Coast, so dass ihr sicher sein könnt, dass ihr bei uns nur Originalware erhaltet. Bei unseren MKM-Einzelkarten legen wir Wert auf die Prüfung der Karten, die wir ankaufen und anbieten, und sollte einmal eine Karte nicht zu eurer Zufriedenheit sein, hilft unser Support gerne weiter.
Wie ihr gefälschte Karten anderer Sammelkartenspiele erkennt, erfahrt ihr in unseren Artikeln zu Yu-Gi-Oh! und Pokémon.
Wir hoffen, dass dieser Artikel hilfreich und informativ für euch ist! Lasst uns gerne wissen, falls ihr noch Fragen zum Thema habt.
Hallo, kleine Korrektur:
Die Swords to Plowshares in euerem “UV Test” ist eine Alternate 4th edition, ein Testlauf in den USA um Carta Mundi zu entlasten, die Druckerei die mit dem Testlauf beauftragt wurde hiess abgekuerzt USPCC.
Gibt einige Quellen im Netz, z.B. hier:
https://www.cgccards.com/news/article/8518/magic-alternate-fourth-edition/
Oder hier:
https://www.magiclibrarities.net/720-rarities-alternate-fourth-edition-cards-english-cards-index.html
Oder auch die Cardmarket Kategorie hierzu (inkl. voellig utopischer Preise, habe mittlerweile eine ziemlich grosse Sammlung, habe NIE CM Maerchen-Preise gezahlt):
https://www.cardmarket.com/en/Magic/Products/Singles/Fourth-Edition-Alternate?onlyAvailable=on&idRarity=0&sortBy=price_desc
Wenn ihr euch fuer den Hinweis bedanken moechtet: Ich sammele mit Vorliebe Alternate 4th Druckfehler ❤♥❤
Wenn ihr was in eurer “Fakes” Kiste findet, was augenscheinlich Alternate 4th UND ein schoener Druckfehler waere, sagt mir bitte Bescheid(?)
Vielen Dank 🙂
Viele Gruesse,
Martin
Hallo Martin,
danke für deinen Kommentar! 🙂 Im Post erwähnen wir diese besondere Edition, bei der abgebildeten Karte handelt es sich tatsächlich um eine Fake-Karte mit noch weiteren Auffälligkeiten.
Leider haben wir keine Alternate 4th Karten gelistet, es wäre interessant, die im Vergleich zum Fake unter UV anzuschauen!
Viele Grüße,
Martha
Hallo, Martha,
wie gesagt, ich sammele Alternate 4th seit geraumer Zeit und arbeite darueberhinaus seit fast 30 Jahren in der Druckindustrie (Druckvorstufe):
Die abgelichtete Swords to Plowshares hat das typische, falsche “Magic” Logo auf der Rueckseite, der charakteristisch ist fuer Alternate 4th.
Ihr benutzt defintiv eine Alternate 4th in den Fotos und deklariert sie als Fake mit euerem “so nicht” Symbol..
Ausserdem habt ihr sie in eurem Druckrosettenvergleich nochmal, Alternate 4th wurde nicht mit amplitudenmoduliertem Raster (AM = Rosetten Moiré) gedruckt sondern mit frequenzmoduliertem Raster (FM = keine Rosetten), und das Alternate 4th Coating ist generell kratz- und wasserempfindlicher(!)
Ihr habt leider eine wertvolle Alternate 4th StP ruiniert… (mit dem “Wassertest” 🙈)
Im selben Moment zeigt ihr noch andere, destruktive Tests und heisst sie geichzeitig gut und wuerdet sie aber nicht empfehlen(??)
Fakt ist: non-destruktive Tests sind 100% ausreichend, wenn man weiss wovon man redet.
Wenn eine originale Karte 50x den Besitzer gewechselt hat und immer von potentiellen Interessenten verbogen wurde (und jeder hat selbstverstaendlich seine “persoenliche” Vorstellung wann eine Karte “richtig” verbogen ist), bekommt sie zuverlaessig greases irgendwann, und der “Test” funktioniert nur mit absolut stuemperhaften Rebacks (Laminates) aus den Anfangszeiten von Magic… Moderne Fakes interessiert sowas nicht die Bohne
Auch denkt ihr das rote “L” sei super wichtig… es gibt ETLICHE Produktionsschwankungen die diese winzigen Punkte am absoluten Limit des Uebertragbaren _vor_ und _waehrend_ des Drucks beeinflussen, sodass sie teilweise oder komplett verloren gehen und trotzdem bleibt die Karte ein Original 😉
(Schaut euch mal ein paar “L”s aus dem originalen Urza Block an)
Dieses “L” ist ein absolutes Zufallsprodukt des Rasters und der Farbseparation des original Artworks und war nie als Authentifizierungsdetail geplant.
Die solide schwarze Kontur mit 4 Beulen aussen links, und mit abgeflachten Stellen unten und rechts, sowie der korrekte Winkel und die Anzahl der Rasterpunkte pro Laengeneinheit (z.B. lpi) sind deutlich solidere Indikatoren.
Aber ich hoere besser auf den Artikel weiter zu durchleuchten.. 😅
Denke der Author sollte sich aber zumindest mit Alternate 4th nochmal auseinandersetzen 👍
Viele Gruesse
Hallo Martin,
danke für die ausführlichen Details, das ist sehr informativ! Ich werde die Swords to Plowshares aus dem Post entfernen und nach einer anderen Karte als Ersatz-Beispiel für Fakes suchen.
Viele Grüße,
Martha